Grenzen setzen – das klingt simpel. Doch es steckt mehr dahinter. Grenzen sind nicht nur höfliche „Neins“, sie sind Ausdruck unserer inneren Klarheit. Sie zeigen, wer wir sind – und wo wir aufhören.
Grenzen sind psychologisch UND körperlich
Psychologische Studien belegen: Wer eigene Grenzen kennt und wahrt, lebt gesünder. Der Umgang mit Stress wird leichter. Die Kommunikation wird klarer, Führung gelingt besser.
Grenzen setzen ist also keine Schwäche. Es ist Stärke. Es braucht Selbstwahrnehmung und ein gutes Gespür für sich selbst.
Spüren stärkt: Der Körper als Kompass
Eine aktuelle Studie von Schulz, Köster & Vögele (2022) zeigt: Menschen, die gut in ihren Körper hineinspüren können – also ihren Herzschlag, ihre Atmung oder die aktuelle Muskelspannung bewusst wahrnehmen können – haben ein stabileres Selbstbild. Selbstverständlich kann jeder Mensch das trainieren. Somit ist es für jeden Menschen möglich, zu erlernen bessere Grenzen setzen.
Das heißt: Wer sich selbst körperlich wahrnimmt, kann auch besser „Nein“ sagen. Die eigenen Grenzen werden klarer.
Was heißt das für den Job?
Gerade im Beruf geraten Grenzen schnell ins Wanken. Die ständige Erreichbarkeit, der Leistungsdruck, die vielen Rollen, die wir erfüllen müssen. Wer viel Verantwortung trägt, braucht daher sehr klarere Grenzen. Diese werden auch dem Gegenüber stimmig vermittelt.
Hier helfen Achtsamkeitsübungen. So einfach es auch klingt: bewusst zu atmen, bei dem eigenen Atem zu sein, das setzt dem Gegenüber einen Halt, eine Grenze. Einige Sekunden, in denen man wirklich bei sich ist. Denn wer den eigenen Körper spürt, erkennt früher, wann es zu viel wird – und kann rechtzeitig gegensteuern.
Fazit: Innere Klarheit – äußere Führung
Grenzen setzen ist kein Egoismus. Es ist Selbstfürsorge – und eine wichtige Führungsqualität. Wer in Kontakt mit sich selbst ist, trifft bessere Entscheidungen. Für sich. Und fürs Team.
✅ Zwei praktische Tipps für den Arbeitsalltag:
1. Mikro-Pausen bewusst nutzen:
Stellen Sie sich drei Mal am Tag einen kurzen Timer (z. B. 30 Sekunden). Schließen Sie die Augen, spüren Sie in den Körper, atmen Sie. Eine kleine Auszeit – mit großer Wirkung.
2. Das „innere Stopp-Signal“ trainieren:
Fragen Sie sich: „Will ich das gerade wirklich?“. Atmen Sie 3 mal durch, bevor Sie entscheiden. Dabei nicht denken, nur atmen! So können Sie Automatismen besser durchbrechen.
📚 Quelle der Studie:
Schulz, A., Köster, S., & Vögele, C. (2022). Interoception and self-boundaries: Exploring the relationship between interoceptive awareness and psychological functioning. Psychological Research, 86(5), 1508–1520. https://doi.org/10.1007/s00426-021-01599-7