Wut ist eine starke, oft verdrängte Emotion – besonders bei Menschen mit „Rücken“. Zwei bemerkenswerte Studien der US-amerikanischen Psychologen John Burns und Kollegen zeigen, wie eng Schmerz und Wut verknüpft sind. Außerdem gibt es einen Tipp für eine wutreduzierende Atemtechnik.
Wenn Wut im Rücken sitzt – Wie Emotionen den Schmerz beeinflussen
Wut gehört zu den stärksten Emotionen. Sie kann Kraft geben – aber auch krank machen. Besonders bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen spielt Wut oft eine zentrale Rolle. Zwei psychologische Studien aus den USA zeigen eindrücklich, wie eng Wut, Stress und körperlicher Schmerz zusammenhängen.
In einer Studie wurden Menschen mit chronischem Rückenschmerz gebeten, sich an wütende oder traurige Erlebnisse zu erinnern. Dabei zeigte sich: Beim Erinnern an Wut spannte sich die Rückenmuskulatur deutlich stärker an – vor allem im unteren Rücken. Diese Anspannung blieb auch nach dem Erlebnis erhöht und hing mit stärkeren Schmerzen im Alltag zusammen.
Eine weitere Studie zeigte: Wer Wut unterdrückt, spürt die Folgen im Körper. Die Betroffenen hatten noch stärkere Muskelanspannung, einen höheren Blutdruck und zeigten mehr schmerzbedingtes Verhalten. Unterdrückte Emotionen verstärken offenbar die Schmerzreaktion – innerlich wie äußerlich.
Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist dieser Zusammenhang seit Jahrhunderten bekannt. Hier wird Wut dem Leber- und Gallenblasen-Meridian zugeordnet. Gerät das Leber-Qi aus dem Gleichgewicht, kommt es zu Spannungen – vor allem in Muskeln und Sehnen. Besonders betroffen: der Rücken.
Wut ist dabei nicht nur negativ. Sie hilft uns, uns abzugrenzen und für uns einzustehen. Doch wenn Wut zur Dauerreaktion auf Stress wird, entsteht ein innerer Stau. In der TCM heißt es: Der Qi-Fluss stockt. In der Schulmedizin lässt sich oft ein erhöhter Cortisol-Level im Blut testen, was auf Dauer nicht gesund ist.
Viele Betroffene spüren das intuitiv. Eine Mutter mit Rückenschmerzen sagt: „Ich will meine Kinder nicht anschreien – aber manchmal geht es einfach nicht anders.“ Danach plagen sie Schuldgefühle. Aus Sicht der TCM braucht sie energetische Hilfe – etwa durch eine sanfte Aktivierung des Leber-Yang.
Hilfreich sind zum Beispiel bewusste Einatmung, leichte Bewegung an der frischen Luft oder Akupressur. Besonders geeignet: der Punkt Leber 3 („Tai Chong“) zwischen dem großen und zweiten Zeh. Er hilft, angestaute Wut zu lösen und den Energiefluss zu regulieren.
So zeigt sich: Emotionen wie Wut sind nicht „nur psychisch“. Sie sind spürbar – im Rücken, im Atem, im Leben. Moderne Forschung und fernöstliche Medizin gehen hier überraschend Hand in Hand. Schön, dass die Verbindung von Wut und Muskelverspannung in der chinesischen Medizin schon lange bekannt ist, und heute durch moderne Studien bestätigt wird.
Quellen:
- Burns, J. W., Holly, A., Quartana, P. J., Wolff, B., & Gray, E. (2008). Individual differences in the regulation of anger and pain: The role of suppressed anger in the pain experience. Journal of Behavioral Medicine, 31(6), 511–524
- Burns, J. W., Bruehl, S., Chont, M., & Quartana, P. J. (2006). Anger management style and hostility among patients with chronic pain: Effects on symptom-specific physiological reactivity during anger- and sadness-recall interviews. Psychosomatic Medicine, 68(5), 786–793