Männer & Depressionen

Ein wachsendes Problem und der Nutzen von Therapieansätzen wie Inner Family System

Depressionen sind heute ein weit verbreitetes Thema. Immer häufiger sind auch jüngere Männer davon betroffen. Die Zahl der jüngeren Männer, die mit Depressionen kämpfen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus 2021 wurde eine Steigerung der 12-Monats-Prävalenz von Depressionen in dieser Altersgruppe von 4,9 % auf 8,7 % festgestellt (für beide Geschlechter)*. Diese Zunahme stellt ein ernstes Problem dar, da Depressionen in dieser Lebensphase die Lebensqualität stark beeinträchtigen, und die berufliche und soziale Integration – von Menschen die ihr Leben aufbauen wollen – gefährden können. Bei diesen Zahlen muss man aber davon ausgehen, dass nur die Männer gerechnet sind die zum Arzt gehen und sich behandeln lassen. Dazu gibt es zwar erst neuerdings mehr Forschung; aber es wird immer klarer, dass depressive Männer eher aggressiv als niedergeschlagen sind und eine höhere Suizidrate haben.

Ursachen der Zunahme von Depressionen bei Männern unter circa 40

Es gibt mehrere Faktoren, die dazu führen können, dass Depressionen bei Männern zunehmen:

  1. Gesellschaftlicher Druck und traditionelle Geschlechterrollen: Männer stehen oft unter dem Druck, traditionelle Rollenbilder zu erfüllen. Die Erwartung, stark, erfolgreich und emotional kontrolliert zu sein, kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrücken. Diese innere Zerrissenheit, der Versuch, den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden, und die daraus resultierende Erschöpfung können als Auslöser für Depressionen wirken.
  2. Männer sprechen weniger über ihre psychischen Probleme, isolieren sich eher, wenn es ihnen schlecht geht. Insgesamt neigen Männer dazu, nicht über Probleme zu sprechen. Natürlich gibt es Ausnahmen.
  3. Veränderte Lebensbedingungen und beruflicher Stress: Die moderne Arbeitswelt ist von hohem Leistungsdruck geprägt. Junge Männer, die sich in ihrer Karriere etablieren wollen, erleben Stress, Überforderung und Ängste im Job. Dies kann zu starker Erschöpfung und dann zu einer Depression führen. Depression entsteht zunehmend auch aus Erschöpfung.
  4. Mangelnde emotionale Unterstützung: Männer suchen seltener Unterstützung bei psychischen Problemen. Dies kann an der Angst vor Stigmatisierung oder daran liegen, dass sie es als Schwäche empfinden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies führt zur Isolation.

Therapieansätze: Das Innere Familiensystem (IFS) als Methode zur Behandlung von Depressionen

Eine vielversprechende Therapiemethode für die Behandlung von Depressionen ist das Innere Familien System (IFS), eine integrative Therapieform, die von Dr. Richard Schwartz in Amerika entwickelt wurde. IFS basiert auf der Annahme, dass der Mensch verschiedene „innerpsychische Teile“ hat, die miteinander interagieren. Obwohl jeder Mensch verschiedene Gedanken und Gefühle hat, haben wir gelernt, unsere Gefühle und inneren „Meinungen“ würden aus einer einheitlichen Persönlichkeit stammen. In meiner Arbeit finden Sie ein anderes Verständnis: Die menschliche Persönlichkeit ist weniger einheitlich, sondern besteht aus verschiedenenTeilen“. Dennoch erleben und erfahren wir uns als einheitliche Persönlichkeit, was auch gut ist.

Praktische Ziele der IFS-Therapie, insbesondere für Männer

  1. Akzeptanz der eigenen Emotionen: Männer, die mit IFS arbeiten, können lernen, ihre Emotionen anzunehmen, ohne sie zu verdrängen. Psychotherapie mit IFS ermöglicht es, unterdrückte Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten. Die Verarbeitung von unterdrückten Gefühlen ist ein wichtiger Schritt in der Heilung von Depressionen.
  2. Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl entwickeln: Die Therapie-Methode „Inner Family System“ fördert die Entwicklung von Selbstmitgefühl, was für viele Männer häufiger eine schwierige Sache ist. Eine professionelle IFS-Psychotherapie kann die inneren Anteile heilen, die mit Schuldgefühlen und negativen Glaubenssätzen behaftet sind.
  3. Integration von Konflikten zwischen den inneren Teilen: Depressionen entstehen oft durch einen inneren Konflikt zwischen verschiedenen Teilen des Selbst, zum Beispiel zwischen einem „inneren Antreiber“ und einem verletzten „inneren Kind“. Der Kritiker treibt einen an, mehr zu leisten und die verletzten Anteile ziehen sich dann in die Isolation. In einem IFS-Prozess schauen wir uns nacheinander einen inneren Anteil nach dem anderen an. IFS ist eine wunderbare Methode, diese widerstreitenden Teile zu identifizieren und so zu integrieren, dass eine harmonische Beziehung zu sich selbst als moderner Mann entsteht.
  4. Förderung der authentischen Kommunikation: Männer, die in ihrer Familie oder ihrem sozialen Umfeld eng definierte Rollen spielen müssen (z. B. der „starke Beschützer“), könnten Schwierigkeiten haben, ihre wahren Bedürfnisse zu äußern. IFS bietet ein Werkzeug, um die eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen und besser an die Mitmenschen zu kommunizieren.

Ziel der Therapie insgesamt:

Das übergeordnete Ziel der IFS-Therapie für Männer mit Depressionen ist die Integration und Heilung innerer Konflikte. Statt die Symptome zu unterdrücken, wird der Klient dazu angeregt, die verschiedenen inneren Teile kennen und schätzen zu lernen. Dabei ist das Vertrauen zum Therapeuten wichtig und das „Rohmodell“ für die eigene Transformation. Dabei ist es übrigens unwichtig, ob es ein männlicher Therapeut oder eine weibliche Therapeutin ist.

Natürlich sind Gespräche mit Freunden und Familienmitgliedern wertvoll und heilsam. Bei tieferen Konflikten ist es aber sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu holen. Die Bearbeitung innerer Konflikte führt zu einer besseren Selbstwahrnehmung, stabileren psychischen Gesundheit (inneres Gleichgewicht, Gefühl von Stimmigkeit = innere Kohärenz).

Wissenschaftliche Quellen:

  1. Robert Koch-Institut. (2021). Psychische Gesundheit in Deutschland – 2020. Bericht des Robert Koch-Instituts. Link
  2. Spektrum der Wissenschaft. (2021). Depressionen bei Männern: Ursachen und Hilfe. Link

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Depressionen bei jungen Männern ein wachsendes Problem darstellen. Zwar hat die Corona-Krise dies auch verstärkt; aber Depressionen werden vor allem durch aktuelle gesellschaftliche und berufliche Herausforderungen begünstigt.

Die Innere Familiensystemtherapie (IFS) bietet eine hilfreiche Methode, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und die innere Balance gezielt zurückzugewinnen. IFS kann auch gut in Gruppen gemacht werden.

* Nach meiner Rechnung wären das dann in Deutschland 2023 circa 1, 55 Millionen Männer mehr als 2021, die eine Depressionen haben. Das hat mich erschrocken.

Hinweis:

1. eine Depression ist eine ernste Erkrankung. Holen Sie sich Hilfe.

2. eine Psychotherapie ist keine Auto-Reparatur. Sie dauert definitiv länger als 3 Tage.

3. Eine Psychotherapie muss keine reine Gesprächstherapie sein.

4. Übungen wie Atemübungen können hilfreich für die Genesung sein.

5. Gefühle wohnen nicht im Kopf, sondern im Körper.

Vor allem meine jungen männlichen Klienten beschreiben Übungen mit Atmung und Körperausdruck als sehr hilfreich für die Genesung. Durch körperliche Übungen lernen Sie Ihren Körper besser zu erfühlen. Die Gefühle wohnen im Körper, nicht im Kopf.

Als erfahrene Atemtherapeutin arbeite ich körpertherapeutisch – auch bei der Psychotherapie.

Ich unterstütze Sie gerne. Kontakte Sie mich gerne hier (klick).

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