Wenn eine Panikattacke aufzieht, das Herz rast, die Atmung flach wird, dann kann schon ein einfacher Brumm- oder Summton („mmm…“, „hmm…“) helfen, die Entspannung einzuleiten. Unsere Stimme ist nicht nur Mittel zur Kommunikation, sondern auch ein Werkzeug zur schnellen konkreten Entspannung.
Was passiert im Körper?
Beim Summen vibrieren Stimmbänder sowie Hals- und Rachenraum. Dort verlaufen Äste des Vagusnervs  („Ruhe & Verdauung“). Werden diese durch die Stimme „massiert“ wird der Körper schnell auf Entspannung umgestellt. Diverse „Brumm-Techniken“ werden z. B. auch in der Trauma-Therapie eingesetzt zur schnellen Beruhigung (z. B. siehe Peter Levine).  
Diese Vibrationen aktivieren vagale Fasern und hemmen den „Kampf-oder-Flucht“-Modus. Gleichzeitig wird der Ausatem länger als der Einatem, was die Herzratenvariabilität (HRV) erhöht. Der Körper entspannt. 
Kultureller Hintergrund
In vielen Kulturen spielt Summen oder Brummen eine wichtige Rolle bei Meditation, Ritualen oder Heilpraxis:
- In der hinduistischen Tradition gilt das „Om“-Chanten oder Bhramari Pranayama („Bienensummen“) als Methode, um Körper und Geist zu harmonisieren.
 - In Tibet und der Mongolei praktizieren Mönche das Kehlgesang- oder „Throat-Singing“. Dabei entsteht ein tiefer, vibrierender Grundton mit beruhigender Wirkung.
 - In indonesischen Ritualen wird Summen als gemeinschaftliches Ausdrucksmittel genutzt, zur Feiern oder Heilzeremonien.
 
Diese Formen zeigen: Stimme, Atmung und Resonanz sind universelle Mittel, um das Nervensystem zu beruhigen.
Anwendung im Moment einer Panikattacke
- Setz dich aufrecht hin oder steh stabil.
 - Atme tief ein – langsam und ruhig.
 - Beim Ausatmen summ hörbar „mmm.
 - Oder „hmm…“, halte den Ton einige Sekunden.
 - Spüre die Vibration im Brustbereich.
 - Wiederhole das, bis es ruhiger wird.
 
Das Summen signalisiert dem Körper: „Alles ist in Ordnung.“ Es anzuwenden hat übrigens nicht mit einer religiösen Praktik zu tun, sondern kann von jedem Menschen, egal, welcher Religion oder auch von Atheisten verwendet werden. Es ist ein Universal-Heilmittel und wirkt sehr beruhigend. Eben daher wird das Summen oder „Brumm-Techniken“ z. B. auch in der Trauma-Therapie eingesetzt. Das Summen finden auch meine klinischen Patienten, also die neurologisch Kranken sehr hilfreich. So kann das Nervensystem vom Alarm- in den Ruhemodus wechseln.
Tipp
Wer möchte, kann eigene Summ-Töne mit dem Handy aufnehmen und beim Üben nutzen. Wer mir seine Email-Adresse sendet, dem sende ich über meine Email-Liste meinen besten selbst gesungenen Summton. Hier geht es zu meinen Kontaktdaten: (klick:hier).
 
Auch tiefe Schiffshörner zeigen, wie Frequenz wirkt – aber Vorsicht, sie sind laut:
YouTube-Beispiel
Playlist zum Anhören
- Tuvan Throat Singing (YouTube)
 - OM-Chanting 432 Hz (SoundCloud)
 - OM-Chanting 528 Hz – Meditative Mind (SoundCloud)
 
Quellen
Adlakha, N., Sharma, R., Gupta, P., & Tiwari, R. (2023). Short-Term Effect of Spiritual Music on Heart Rate Variability in Medical Students. International Journal of Health Sciences, 7(5), 12–20.
Hotho, M., Schwerdtfeger, A., & Lipski, C. (2022). Unexpected cardiovascular oscillations at 0.1 Hz during slow speech-guided breathing (OM chanting) at 0.05 Hz. Frontiers in Human Neuroscience, 16, 877437.
Inbaraj, G., Varambally, S., & Gangadhar, B. N. (2022). Immediate effects of OM chanting on heart rate variability. International Journal of Yoga, 15(1), 52–58.
Trivedi, M., Singh, S., & Soni, R. (2023). Humming (Simple Bhramari Pranayama) as a Stress Buster. Indian Journal of Physiology and Pharmacology, 67(3), 245–252.